Was ist RehaCAT?
RehaCAT ist ein von der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Ulm entwickeltes Computer-adaptives und Online-basiertes Erst- und Verlaufsdiagnostiksystem zur Erfassung der funktionalen Gesundheit in der orthopädischen und kardiologischen Rehabilitation. Das Diagnostiksystem befindet sich seit über 10 Jahren in der stetigen Weiterentwicklung und wissenschaftlichen Überprüfung.
Warum wurde RehaCAT entwickelt?
Die medizinische Rehabilitation sieht sich der Herausforderung gegenüber, medizinische Maßnahmen bedarfsgerecht einzuleiten und zu gestalten sowie die Nachhaltigkeit von Behandlungseffekten zu sichern. Die Rehabilitation folgt hierbei dem Konzept der funktionalen Gesundheit. Damit ist der Blick auf die Gesundheit eines Menschen in seiner Gesamtheit unter Einbezug auch seiner Lebensbedingungen gemeint. Folglich geht das Ziel der Rehabilitation über die Behandlung der konkreten körperlichen Erkrankungen und psychischen Störungen hinaus und umfasst zudem einen Blick auf die bio-psycho-sozialen Fähigkeiten und Einschränkungen von Patient*innen.
Eine umfassende psychosoziale Diagnostik erfordert dabei viel Zeit und Ressourcen und ist aufgrund dessen im Rehabilitationsalltag nur schwer umsetzbar und auch für Patient*innen teils mit viel Zeit und Anstrengung verbunden. Um sowohl die Patient*innen als auch die Rehabilitationskliniken bei einer umfangreichen und fundierten Diagnostik zu unterstützen, haben wir RehaCAT entwickelt. RehaCAT verwendet adaptive Testverfahren und kann online ausgeführt werden.
Was sind Computer-adaptive Testverfahren?
Für die Planung der Behandlung und die Überprüfung des Behandlungserfolgs, ist es wichtig, dass in der Rehabilitationsklinik ein umfassender Eindruck über den Gesundheitszustand der Patient*innen erfolgen kann. Um diese umfassende Diagnostik ökonomischer und ressourcensparender - sowohl auf Seiten der Patient*innen als auch klinikseitig - zu gestalten, wurde im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte seit über mehr als 10 Jahre ein Computer-adaptives Testsystem entwickelt.
Mithilfe dieses Systems werden verschiedene Aspekte der funktionalen Gesundheit erfasst. Der Vorteil ist, dass bereits nach der ersten Frage eingeschätzt werden kann, welche weiteren Fragen gestellt werden sollten und welche nicht. Antwortet eine Person z.B. auf die Frage, ob sie „100m gehen“ kann mit „nein“, wird das System nicht mehr fragen, ob sie „1km gehen“ oder „30min joggen“ kann. Das System erkennt also, welche Fragen aufeinander aufbauen und basierend auf bisher gegebenen Antworten nicht mehr abgefragt werden müssen. Dieser adaptive Algorithmus ermöglicht je nach Antwortverhalten eine deutlich kürzere Testdauer bei gleichbleibend hoher Präzision der Ergebnisse. RehaCAT kann zudem auch klassische Fragebogen bereitstellen, sodass das Ziel einer möglichst vollumfänglichen Erfassung der selbstberichteten funktionalen Gesundheit erreicht wird.
Das Computer-adaptive Testen ist in diesem kleinen Informationsvideo veranschaulicht:
Was ist funktionale Gesundheit?
Funktionale Gesundheit beschreibt das Ausmaß, in dem eine Person vor dem Hintergrund ihrer gesamten Lebenssituation die körperlichen Funktionen und Strukturen eines Menschen ohne Gesundheitsproblem aufweist und am Leben teilnehmen und teilhaben kann.
Dabei spielen vor allem die Kerndimension Funktionsfähigkeit im Alltag eine Rolle. Die Funktionsfähigkeit im Alltag beschreibt die Fähigkeit zur Durchführung bestimmter Aktivitäten und definiert somit die maximal noch mögliche Teilhabe am alltäglichen Leben. Der Grad der psychischen Belastung – insbesondere Depression und Angst – beeinflusst durch Einschränkungen der Motivation und Willenskraft die tatsächlich gegebene Teilhabe. Ergänzt wird die Erfassung der funktionalen Gesundheit mittels RehaCAT durch die Dimensionen Schmerzbeeinträchtigung, subjektive Lebensqualität, Selbstwirksamkeit, Fatigue, Schlafqualität und Alkoholkonsum.